Mein Jakobsweg – Von O Cebreiro nach Triacastela

Mein Jakobsweg – Von O Cebreiro nach Triacastela

Nach der kurzen, kalten Nacht in der Kirche, sind wir heute wieder ein bisschen eher auf den Beinen und laufen um kurz vor 7 los. Das Ziel heute lautet Triacastela und ist 26 km entfernt. Da wir gestern den ganzen Berg hinauf gelaufen sind, steht heute der Abstieg an. Mir graut es schon, denn Abstiege bedeuten Schmerzen. Die restlichen Tage bis nach Santiago werde ich bis mittags laufen und dann in einer Albergue einchecken, damit ich ein Bett habe. Der Nervenkitzel, ob ich im nächsten Dorf noch eins bekomme oder weiterlaufen muss, mache ich nicht noch einmal mit. „Ich bin zu alt für diesen Scheiß!“

Tatsächlich geht der Weg aber nicht nur bergab, sondern immer wieder auf- und abwärts auf den ersten 20 km und lediglich die letzten 6 km gehen teilweise sehr steil bergab. Ganz oben auf dem Berg mache ich nach 9 km die erste und einzige Pause, in der ich ein paar Kekse esse. Das war alles, was ich gestern in O Cebreiro noch bekommen habe. Der Sonnenaufgang ist herrlich und ich lasse mir einen Tee mit reichlich Zucker schmecken. Es ist wieder sehr kalt heute morgen und an manchen Stellen, vorbei an Büschen, scheint es nochmal kälter zu sein. Der Vegetation sieht man an, wie hoch wir sind. Hier gibt es, wenn überhaupt, nur ein paar Nadelbäume, ansonsten säumen Ginster, Heide und andere ähnlich Pflanzen die Wege.

Die letzten 6 Kilometer, in denen es bergab geht, stütze mich auf die Stöcke, um mein Gewicht abzufangen. So schaffe ich es bis ans Ziel. Am Ortseingang ist auch direkt die Gemeindeherberge, die aber erst um 13 Uhr öffnet. Also warte ich 30 Minuten und checke dann ein. Die Herberge ist bisher die schlimmste, in der ich geschlafen habe. Sie besteht zwar aus 4-Bett-Zimmern, aber diese sind auf einem Flur alle nebeneinander und nur mit Flügeltüren ausgestattet. So bekommt man alles mit, was draußen passiert. Die Betten sind äußerst klapprig und mit meiner neuen Blase am Fuß habe ich Schwierigkeiten nach oben zu klettern, ohne das Bett mit umzuwerfen.

Ich gehe erstmal duschen und wasche den Schweiß und Dreck von zwei Tagen ab und husche erstmal ins Bett, während ich mein MacBook, die Powerbank und mein Handy lade. Mein kleiner, rechter Zeh ist wieder einmal eine komplette Blase. Da die erste Schicht aber noch nicht verheilt ist, bildet sich darunter die zweite Schicht. Und das schmerzt. Es tut so weh, dass ich nicht auftreten kann. Also humple ich in den einen Supermarkt, der glücklicherweise heute geöffnet hat und kaufe ein Baguette, Schokolade und ein paar gesalzene Erdnüsse als Frühstück morgen.

Als ich in der Albergue wieder ankomme, planen Sam und Julia etwas essen zu gehen. Die Albergue hat nämlich keine Küche. Ich werfe noch kurz meine dreckigen Klamotten mit ein wenig Shampoo in die Waschmaschine und gehe mit. Auch heute gibt es wieder Pommes mit Salat und Oliven für mich. Hoffentlich bleibt das nicht den Rest der Strecke so! Je näher wir Santiago kommen, desto voller werden die Herbergen sein und in Galizien werden die Herbergen mit Küchen seltener, was ich sehr schade finde. Gerade das gemeinsame Kochen hat mir sehr gut gefallen. Nicht nur, weil wir alle eine Menge Geld sparen konnten, sondern weil es nahrhaft, abwechslungsreich und sehr lecker war. Außerdem hat das gemeinsame Essen immer sehr großen Wert für die Erheiterung und das Aufbauen nach einem schweren Tag für mich.

Nach dem Essen schreibe ich noch ein wenig über meine Erlebnisse, während meine Kleidung im Trockner bearbeitet wird. Dann mache ich mich früh ins Bett, denn ich bin müde und habe eine wenig Schlaf nachzuholen. Ich hoffe, morgen wird es ein bisschen weniger bergig, damit sich meine Beine und Füße mal erholen können…

Bis Morgen!

Alles Liebe

Rina

1 Kommentar

  1. Petra Janke
    19. September 2016 / 19:14

    Ich wünsche dir eine erbolsame Nacht und eine gute und leichtere Etappe morgen. Ich denke zwei Drittel hast du locker schon!!?

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