Mein Camino Português – Von Labruge nach Rates

Mein Camino Português – Von Labruge nach Rates

Eins vorweg: Den heutigen Tag möchte ich mit folgendem Lied einläuten: Mimimi.

Geschlafen haben wir nicht so gut. Im Bungalow hat es sich eher wie in einem Zelt geschlafen, nur größer. Die Couch war zu kurz für meine Körpergröße und zu hart für meine Hüfte. Wir packen unsere Sachen am frühen Morgen und sind um 7:15 Uhr wieder auf den Weg. Vor uns sind schon einige Pilger eher losgezogen.

Der Weg führt, wie gestern, auf Holzbohlen weiter Richtung Norden. Von rechts scheint uns die Morgensonne in’s Gesicht und vom Meer her ist es schwül und leicht neblig. Das Licht ist herrlich. Irgendwie mystisch.

In Vila Chã treffen wir auf einige Pilger, die wir überholen. Danach kommen wir am Strand vorbei und sehen dort ein Café, das aber noch geschlossen hat. Dennoch setzen wir uns in den Schatten des Cafés und machen erstmal Frühstückspause. Es gibt Brot mit Hummus und Tomaten, dazu etwas Gurke und einen Pfirsich. Kaum sind wir mit dem Essen fertig, öffnet das Café und wir wechseln unseren Platz, um noch einen Café Americano zu trinken. Dafür benutzen wir auch erstmals das mitgebrachte Tom Soya. Unsere Pause dauert länger als gedacht, tut uns aber sehr gut. Bevor wir weitergehen, tapen wir uns die Füße. Vorsicht ist besser als Nachsicht.

Der Holzweg ist immer wieder mit Sand zugeweht. Im Sand läuft es sich überhaupt nicht gut. Vor allem nicht mit dem schweren Gepäck.

An der nächsten Strandbar holen wir uns ein Eis, was uns die nächsten paar hundert Meter erfrischt. In der Ferne sehen wir schon Vila do Conde. Es wird aber noch einige Zeit dauern, bis wir da sind.

Als wir uns vom Strand entfernen und Richtung Stadt gehen, kommen wir an einem frommen Gebäude vorbei. An dessen Schatten machen wir noch mal eine Pause und ich klebe mir, wie ich’s vom Camino Francés gewohnt bin, Taschentücher unter die Fußballen, um die Feuchtigkeit aufzunehmen und einen leichten Puffer zu haben. Danach gehen wir weiter und es läuft sich für mich schon viel einfacher. Wir kommen immer wieder an bebauten Gärten vorbei, wo auch unter anderem auch wilder Fenchel sprießt. Wir reiben etwas von dem Grün zwischen den Händen zusammen und betören uns an dem Duft.

In Vila do Conde angekommen, machen wir einen kleinen Schwenker, um uns das Kloster anzugucken. Im Kloster ist heute eine Hochzeit, weshalb wir nicht hinein können. Aber einen Stempel holen wir uns noch in der Gaststätte in der Nähe. Dann geht es weiter Richtung Rates.

Wir nehmen die Querverbindung, die zum zentralen Jakobsweg führt und haben den rest des Tages fast ausschließlich die brüllend heiße Straße neben uns. Es weht kein Lüftchen und das Industriegebiet lädt auch nicht gerade zum schauen ein. Der Plan ist, die letzten 10 km noch mal zu teilen und nach 5 km eine Pause zu machen. Das schaffe ich nicht mehr, denn ich habe mir die Füße mittlerweile platt gelaufen und sie schmerzen sehr stark. 8,5 Kilometer vor dem Ziel machen wir noch mal eine ausgiebige Kaffeepause und holen es noch mal ein kaltes Wasser.

Dann geht es weiter die N206 entlang. Der Gang durch die Hölle bei 29° C ohne Schatten. Ich muss, bis wir endlich in Rates an der Herberge ankommen, noch zwei weitere Male Pause machen, da mir die Hitze zu viel wird. Mein Kreislauf ist im Keller, ich sehe Sternchen und bevor ich mich unkontrolliert gen Boden verabschiede, lutsche ich etwas von der mittlerweile flüssigen Schokolade, die ich vorgestern gekauft hatte. Purer Zucker kommt jetzt sicherlich gut. Steffi ist großartig und macht jede Pause mit. Auch ihr tun die Füße, der Po und der Rücken weh. Sie redet mir gut zu und beschwichtigt mich, dass wir alle Zeit der Welt haben. Wir philosophieren eine Weile darüber, dass man oft selbst sein größter Feind ist.

Endlich in Rates angekommen, checken wir in die Albergue ein und werden so freundlich willkommen geheißen, dass ich mich direkt wohl fühle. Die ersten zwei Tage habe ich ein wenig mit dem Weg gehadert, da nur wenige Pilger grüßten und irgendwie der Camino-Flair fehlte. Heute ist das bekannte Gefühl wieder da: voller Schmerzen, erschöpft, aber glücklich. Wir unterhalten uns ein wenig mit einer Pilgerin aus Duisburg und gehen dann erstmal duschen und unsere Wäsche waschen. Von der Sonne habe ich erstmal genug und verkrieche mich in mein Bett, um die heutigen Zeilen zu schreiben. Auch Steffi macht Siesta und liest ein wenig im Reiseführer.

Wir wollen heute wieder kochen, wozu uns die perfekt ausgestatteten Küche einlädt. Im Supermarkt halten wir nach veganen Zutaten Ausschau und entscheiden uns Nudeln mit Tomatensauce, Zucchini und Kichererbsen zu kochen. Als wir in der Herberge sind, ist die Küche noch Rappel-voll. Daher warten wir noch eine halbe Stunde, bis wir zu kochen beginnen. Wir bekommen noch ein paar Oliven geschenkt und schütten sie mit hinein. In der Albergue gibt es einige Gewürze. Wir entscheiden uns für Salz, Pfeffer, Oregano und Cumin. Es duftet herrlich, was auch den anderen in der Küche auffällt. Mit ein paar Spritzern Zitronensaft runden wir das Gericht ab und packen die Reste ein. Im Supermarkt habe ich auch noch einen fruchtigen, trockenen Rosé für 1 € gekauft, der uns fantastisch schmeckt.

Den Rest des Abends verbringen wir draußen mit den anderen Pilgern und schreiben Tagebuch. Wir sind heilfroh, dass es nach der heutigen, sehr heftigen Etappe nur 16,9 km bis nach Barcelo geht. So ist zumindest der Plan.

Bis morgen!
Alles Liebe

Rina

2 Kommentare

  1. Petra Janke
    1. Juni 2019 / 22:35

    Da leide ich direkt mit! Das Laufen bei der Hitze könnte ich auch nicht so gut vertragen!
    Das Essen sieht fantastisch aus???
    Erholt euch gut ?

    • Rina
      Autor
      1. Juni 2019 / 22:49

      Dankeschön. Sind gerade in’s Bett gekrochen und warten darauf, dass die anderen acht Pilger Ruhe geben 🙂
      Liebe Grüße
      Rina

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