Der GR 221 – Von Estellencs nach Esporles

Der GR 221 – Von Estellencs nach Esporles

Geschlafen haben Vreni und ich gut. Gegen 8:45 Uhr starten wir unsere heutige Etappe. In dem kleinen Minimarkt an der Straße hole ich mir eine Banane und ein warmes Landbrot. Es schmeckt absolut köstlich.

Wir folgen weiter den Schildern Richtung Banyalbufar und der Weg führt plötzlich durch einen Bach. Gut, dass ich die wasserfesten Schuhe mitgenommen habe, denke ich mir nur. Aber es lässt sich auch gut auf den Steinen gehen, sodass die Schuhe kaum nass werden. Im Laufe des Tracks meldet sich mein Handy mal wieder, dass wir falsch gehen. Vreni und ich vergleichen unsere Karten und sehen, dass wir einen direkteren Weg nach Banyalbufar gehen können und so nicht ein Stück des Weges hin und zurück gehen müssen, wie es mein Track vorsieht.

Es geht wieder ziemlich steile Berge hinauf. Ich muss immer mal wieder stehen bleiben, um eine kurze Pause einzulegen, um zu Luft zu kommen. Vreni ist kurz vor mir und dann weg. Wie vom Erdboden verschluckt. Sie ist weder vor mir noch nach mir. Ich bleibe noch einen Moment lang stehen, aber sie kommt nicht. Also muss sie vor mir sein, denke ich und gehe weiter. Nach etwa einer Viertelstunde habe ich den Blick auf ein längeres Stück geradeaus und sehe sie immer noch nicht vor mir. Ich bin zwar langsam bergauf, aber soooo langsam, dass sie komplett von Dannen gezogen ist, kann nun wirklich nicht sein. Ich mache mir Sorgen, ob ihr etwas passiert ist und bleibe noch einen Moment lang stehen, als ich sie in der Ferne herankommen sehe. Sie hatte an der Kreuzung den rechten Weg genommen, um nach einem Aussichtspunkt Ausschau zu halten. Jetzt laufen wir wieder zusammen. Und das klappt erstaunlich gut. Wir haben nämlich das gleiche Lauftempo.

Der Weg ist mittlerweile gut ausgeschildert. Immer wieder stehen kleine Holzpfahle mit dem GR 221 Zeichen. Nach gut zwei Stunden erreichen wir Banyalbufar und trinken dort einen Kaffee (und auch hier bin ich wieder von meiner Idee begeistert, Tom Soja mit in den Urlaub zu nehmen). Es ist kurz vor 11 und Hunger haben wir noch keinen. Lediglich meine Keksvorräte könnte ich aufstocken, aber einen Supermarkt gibt es hier nicht. Dafür gibt es in Esporles gleich zwei Supermärkte. Mit dem restlichen Proviant kommen wir sicherlich noch bis dorthin.

Während wir im Café sitzen, kommen die Engländer an uns vorbei. Wir hatten sie schon die Straße herunterkommen sehen und mussten beide an den Film The Way (Dein Weg) denken, wie sie zu viert hintereinander dort entlang gingen. Sie wollen hier zu Mittag essen und dann auch weiter nach Esporles. Sie werden wir heute Abend wahrscheinlich wiedertreffen. Mutter und Tochter haben wir heute noch nicht gesehen. Aber vielleicht haben sie einfach ausgeschlafen.

Als wir uns den nächsten Berg raufschleppen, fängt es zu regnen an. Mein Cape habe ich also auch nicht umsonst mitgenommen. Nach 10 Minuten kann ich es aber wieder ausziehen. Der stetige Weg aufwärts fordert alle meine Kraft. Ich muss eine Pause einlegen und esse eine Banane, um neue Energie zu bekommen. Und ich sollte mehr trinken!!! Dieser steile Weg aufwärts ist übrigens der Weg, den ich laut meinem Track doppelt gehen sollte, also einmal herab, um nach Banyalbufar zu kommen und dann wieder rauf, in Richtung Esporles. Gut, dass wir den direkten Weg genommen haben. So was mag mein Kopf nämlich gar nicht (Häh?? Hier bin ich doch eben runtergegangen und jetzt soll ich wieder hoch?? Willst du mich …).

Und dann geht es endlich eben weiter durch einen Märchenwald. Manch einer würde dazu auch Lorbeerwald sagen, aber die kleinen, verwundenen Bäume und das Licht, das sie durchlassen, ist einfach märchenhaft.

Den Rest der Etappe folgen wir einem steinigen Weg bergab, der viele Stolperfallen bietet, von denen ich ein paar mitnehme. Etwa 400 Meter vor Ende der Etappe sage ich zu Vreni: „So, und jetzt darf hier gerne Esporles sein, ich habe keinen Bock mehr!“ Mein Wunsch wird gehört und wir marschieren in den Ort. Dort machen wir erstmal eine Bank- und Esspause, bevor wir uns zu unseren Unterkünften begeben. Ich habe ein Bett im Sa fita Backpackers reserviert. Vreni will im Refugi Son Trias ihr Zelt aufschlagen. Wir verabreden uns für 17:30 Uhr, denn dann macht das Sportgeschäft neben meinem Hostel auf, in dem Vreni sich eine Fleecejacke kaufen will.

Ich bin fasziniert vom Hostel und der Freundlichkeit, mit der ich empfangen werde. Die haben hier echt an alles gedacht. Es ist zwar erst 15:30 Uhr und Check-in ist um 16 Uhr, trotzdem empfängt mich der junge Mann strahlend und fragt, ob ich heute von Estellencs gekommen bin. ‚Ich läge gut in der Zeit’, sagt er und bietet mir direkt Ohrstöpsel an und zeigt mir, wo ich meine Schuhe abstellen kann. Crocs stehen auch für jeden bereit. Die Zimmer sind sauber und das Bad ein Traum. Ich beschließe das Wäschewaschen heute ausfallen zu lassen und ziehe mich in den Garten zurück, um meine Fotos zu bearbeiten und diese Zeilen zu schreiben. Hier könnte ich eine Weile bleiben!!

Ich freue mich schon auf den Gang zum Supermarkt und hoffe auf Hummus und Salat, mit Brot und Oliven natürlich. Aber vorher schaue ich mir mit Vreni noch den Ort an. Er sieht ganz zauberhaft aus. In den beiden Supermärkten gibt es keinen Hummus und auch keine Guacamole. Lediglich eine Dose Baked Beans finde ich und nehme sie mit. Wenigstens mal eine proteinreiche Mahlzeit!

Das Essen vertilgen wir am Refugi Son Trias, wo Vreni ihr Zelt aufgespannt hat. Ich hoffe, es wird ihr diese Nacht nicht zu kalt. Sonst soll sie mir ne WhatsApp schreiben und ich lasse sie hier in’s Hostel. Nachzahlen könnte sie dann morgen ja immer noch.

Gegen halb zehn gehe ich auf’s Zimmer und stelle den Beitrag fertig. Morgen geht es nach Valdemossa, wo ich eine Unterkunft über AirBnB gebucht habe. Sie hat sogar einen Pool und ist für zwei Personen gedacht. Ich habe Vreni schon gesagt, dass sie gerne mit unterkommen kann. Denn ob sie in Valdemossa noch eine preisgünstige Unterkunft findet, ist fragwürdig.

Bis Morgen und gute Nacht!

Alles Liebe

Rina

4 Kommentare

  1. Norbert Geßner
    10. Mai 2018 / 14:03

    Und geht deine Route auch über Soller oder Port de Soller?
    In Soller empfehle ich einen Besuch die biologische Orangen und Zitronenplantage http://www.ecovinyassa.com/de/index.php.

    Traumhaft dieser Ort. Ein Rundgang durch die Plantage, mit Schildern, die die einzelnen Sorten beschreiben und am Ende gibt es Orangensaft und einen kleinen Snack. Weißbrot mit Tomaten, Zwiebeln und Olivenöl.

    Wir haben damals glaube ich nicht reserviert.

    Lg Nobsi

    • Rina
      Autor
      10. Mai 2018 / 14:40

      Lieber Norbert,
      vielen Dank für diesen Tipp. Ich schaue mal, ob ich die Zeit habe, dort vorbeizuschauen. Es klingt jedenfalls traumhaft!
      Liebe Grüße
      Rina

  2. Petra Janke
    10. Mai 2018 / 8:21

    Diese Etappe war aber bestimmt schön! Und es freut mich sehr, dass du jemanden gefunden hast der mitläuft. Auch sieht die Unterkunft doch wirklich schön aus für ein Hostel. Die Bilder gefallen mir sehr ( alle).?. Ich wünsche dir eine erholsame Nacht und morgen eine nächste gute Wanderetappe ?

    • Rina
      Autor
      10. Mai 2018 / 8:22

      Dankeschön! Heute geht’s in‘s schöne Valdemossa. Ich freue mich schon!!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.


Etwas suchen?