Der GR 221 – Vom Refugi Tossals Verds zum Refugi Son Amer (Lluc)

Der GR 221 – Vom Refugi Tossals Verds zum Refugi Son Amer (Lluc)

Als wir heute losgehen, tröpfelt es leicht. Und obwohl es den ganzen Tag bedeckt ist, wird es heute nicht regnen. Aber es wird heute eiskalt.

Das Bergaufgehen fällt mir heute viel leichter als bisher. Auch Vreni sagt, dass ich heute viel schneller bin. Ob es am kühlen Wetter oder der besseren Kondition liegt, oder ob der leichte Rucksack dazu beiträgt? Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich ist es eine Kombination aus allem. Heute ist es deutlich kühler. Es sind nur 11° C als wir loslaufen und oben auf dem Berg herrscht ein eisiger Wind. Meine Essensvorräte habe ich mittlerweile aufgebraucht, sodass ich nur noch eine Banane, einen Apfel, einen Liter Wasser und ein paar Kekse dabei habe.

Je höher wir kommen, desto kälter wird es. Wir sehen sogar noch ein paar Schneereste zwischen den Felsen liegen. Mein linker Fuß schmerzt heute immer noch. Die Erholung von gestern Abend hält sich in Grenzen. Meine Füße sind halt den steinigen Untergrund nicht gewohnt.

Heute gibt es auf unserer Etappe erstaunlich viel Wasser. Wir laufen immer wieder über matschige Pfade, aber auch durch Bäche, die den Pfad bilden. An einer Stelle überqueren wir einen Bach über dort platzierte Steine, die eine Brücke darstellen. Etwas weiter auf dem Weg kommen wir tatsächlich auch noch an eine Brücke. Wir schlängeln uns durch den Wald immer weiter nach oben und je weiter wir nach oben kommen, desto stärker wird der eisige Wind. Ich wünsche mir schon fast ein paar Handschuhe.
Wir machen kurz Pause, um uns weitere Schichten Kleidung anzulegen. Vrenis und mein Gesicht sind gerötet, von der kalten Luft.

Hinter einem Stück Fels ist es etwas weniger windig und wir legen eine kurze Essenspause ein. Wir sind mittlerweile drei Stunden unterwegs und haben die Hälfte der Etappe hinter uns. Ich ziehe noch schnell meine Fleecejacke über den Pullover und hole meine Stöcke raus. Erst als wir den Windschatten des Felses verlassen, merken wir, wie gut es uns dort ging. Wir laufen fast den Berg hinab, denn der eisige Wind ist kaum zu ertragen. Am Himmel wiederum ist er einfach atemberaubend zu beobachten, wie er die Wolken mit einem irren Tempo vor sich hinschiebt.

Auf der anderen Seite des Berges geht es dann wieder hoch und ich kann mein Atem wieder sehen. Als wir oben angekommen sind, laufen wir einen Teil auf dem Gipfel auf einem schlammigen Pfad, bis wir zum steinigen Abstieg zum Kloster Lluc kommen. An einer Stelle verpassen wir die Abzweigung und laufen zu weit geradeaus. Da der weitere Weg aber nur ein kurzer Umweg ist, bleiben wir dort. „Ich bin heute gut drauf, ein kleiner Umweg macht mir nichts!“, töne ich.

Nachdem wir einen Zaun überquert haben, kommen wir über ein Privatgrundstück auf eine asphaltierte, recht steil abwärts führende  Straße, der wir ein Stück folgen, um dann wieder auf den GR 221 abzubiegen.

Aus heiterem Himmel stolpere ich, knicke um und lande zuerst auf den Knien, dann auf den Händen und zuletzt auf meiner Nase und meiner Stirn. Ich greife mir sofort an die Nase. Der Schmerz lässt mir die Tränen in die Augen schießen und das Blut läuft aus meiner Nase. Ich glaube, das ist das erste Mal, dass ich Nasenbluten habe. Ich brauche 2 – 3 Minuten, um mich zu sammeln und den Schaden zu begutachten. Meine Stirn hat lediglich einen roten Punkt und die Nase nur ganz leichte Abschürfungen. Meine Hände sind etwas abgeschürft, aber nicht blutig. Meine Knie hat es am meisten erwischt. sie sind aufgeschürft und es bildet sich am linken Knie schon eine Beule. Meine Hose hat aber dicht gehalten, sodass ich die Wunden nicht desinfizieren muss. Das Nasenbluten hört sofort wieder auf und ich gehe schon bald wieder weiter. Vreni steht mir beiseite und versorgt mich mit Taschentüchern.

In der nächsten Stunde habe ich noch ziemliche Schmerzen. Vor allem das Brennen der Knie macht mich fast wahnsinnig. Vreni gibt mir etwas von ihrer Creme, die sie in der Apotheke für ihre Wunde auf dem Fuß bekommen hat, was das Brennen nochmal von neuem entfacht. Dann ist aber irgendwann Ruhe und ich merke meine Knie nur noch, wenn ich sie belaste. Meine Nase schmerzt den Rest des Abends und ich bilde mir ein, dass sich die Nasenwurzel bläulich verfärbt.

Wir schauen uns das Kloster Lluc an, bevor wir uns in Richtung Refugi begeben. Ich bin wenig beeindruckt, schieße aber ein paar Fotos. Nachdem wir im Refugi eingecheckt habe, gehe ich als erstes duschen. Das Wasser ist nicht mal lauwarm und so mache ich nur eine Katzenwäsche und lasse das Haarewaschen ausfallen.

Es ist erst 5 Uhr, aber nach dem heutigen Tag ist mir schon nach Wein. Auch Vreni ist alles andere als abgeneigt und wir fangen heute früh an. Während wir unsere Fotos begutachten und auf das Abendessen warten, leeren wir die Flasche Wein und sind entsprechend angeheitert. Als das Abendessen auf den Tisch kommt, bin ich mehr als enttäuscht. Es gibt Spinatlasagne. Vegetarisch ja, aber nicht vegan. Der Angestellte des Refugis gestern hat extra Bescheid gesagt, dass ich vegan lebe… Da ich kein Mittagessen hatte und das Gefühl habe zu verhungern, esse ich einen Löffel der Lasagne, die nach nichts schmeckt und stille dann meinen Hunger mit Brot, das ich in Olivenöl und Salz stippe.

Um halb zehn bin ich dermaßen müde, dass ich alle hinter mir lasse und mich ins Bett verabschiede. Ich bearbeite die Fotos der heutigen Etappe, schreibe diese Zeilen und schlafe dann bald ein.

Morgen um diese Zeit ist mein Abenteuer tatsächlich schon vorbei. Ich freue mich aber nochmal auf 17,7 Kilometer wandern. Hoffentlich ist es nicht so anstrengend für meine Knie morgen.

Bis morgen!
Alles Liebe

Rina

2 Kommentare

  1. Petra Janke
    15. Mai 2018 / 9:41

    Gute Besserung nach diesem Schreck und eine wunderschöne letzte Etappe ?‍♀️?

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