Mein Jakobsweg – Von Ponferrada nach Villafranca del Bierzo

Mein Jakobsweg – Von Ponferrada nach Villafranca del Bierzo

Heute Morgen ist es gleich schon viel wärmer als gestern, sodass ich die Ski-Unterwäsche im Rucksack lasse. Gegen 7 machen Sandra und ich uns auf den Weg. Ich habe heute morgen richtig Probleme in Gang zu kommen. Die Achillessehne tut verdammt weh. Erst nach einer halben Stunde kann man das, was ich da tue nicht mehr humpeln, sondern sowas ähnliches wie gehen nennen.

Bald bin ich Sandra davon gelaufen und laufe fast die gesamte Etappe alleine. Zum ersten Mal habe ich zwischendurch auch mal Momente, in denen ich nicht nur an meinen Körper denke und hoffe, dass die Etappe bald vorbei ist, sondern kann auch den Weg genießen. Die Düfte auf dem Weg finde ich immer wieder herrlich. Heute liegt mir ganz oft der Duft von Rosmarin in der Nase. Auf dem Weg breche ich drei Zweige von einem großen Busch ab und werden den Anderen vorschlagen, Rosmarinkartoffeln zum Abendessen zu machen.

Die Strecke heute ist auf der einen Seite nicht so schön, auf der anderen Seite, aber doch sehr abwechslungsreich. Es geht fast den halben Tag immer an der Straße entlang und durch viele, kleine Dörfer. In zweien mache ich jeweils ein paar Minuten Pause und esse etwas Baguette, ein paar Nüsse und einen Apfel. Ich schmiere mir die Achillessehne nochmal mit Voltaren und den Insektenstich mit Cortisoncreme ein. Wie immer ist das Loslaufen nach einer Pause richtig schlimm. Ich kann mich kaum bewegen und brauche immer Minuten, um wieder halbwegs rund zu laufen. Die Sonne kommt raus und es wird deutlich wärmer.

Die letzten 8 km der heutigen Etappe ziehen sich mal wieder wie Kaugummi, obwohl die Strecke recht schön ist. Es geht durch das Weinanbaugebiet von Bierzo. Und dadurch natürlich auch wieder einige Meter bergauf und bergab. Unterwegs treffe ich eine ältere Dame aus Washington, die seit Saint Jean auf dem Weg ist. Gerade mal zwei Tage länger ist sie auf dem Weg als die Andern. Respekt! Sie fragt, ob es mir gut gehe und ich erzähle von meiner Achillessehne. Sie erzählt mir dann, dass ihr ein Pilger im Rückwärtsgang auf den Zeh getreten ist und dabei den Zehennagel zerteilt hat. Es gehe aber auch bei ihr schon besser. Sie hat zwei verschiedene Schuhe an, das hat allerdings einen anderen Grund: Ihre Artrose. Dadurch hat sie zwei verschiedene Schuhgrößen und musste, weil es nicht anderes ging, zwei verschiedene Schuhe kaufen.

Die letzen 4 Kilometer kann man das, was ich da tue, mal wieder nicht gehen nennen. Ich schleppe mich den Berg hinab und in die Herberge. Dort mache ich eine Katzenwäsche in der eiskalten Dusche und wasche Unterwäsche und Socken. Danach mache ich erstmal Siesta.

Den restlichen Nachmittag verbringe ich auf der Terrasse und sortiere Bilder und schreibe. Dann werden auch die Anderen wach, schreiben Tagebuch und wir gehen dann in die Stadt. Ich brauche neues Ibuprofen, Tape, Baguette und Obst. Zum Abendessen gibt es Nudeln mit Pesto, da es in der Herberge keine Pfannen gibt. Scheinbar möchten die Hospitaleros nicht, dass wir dort braten. Also müssen die Rosmarinkartoffeln noch bis morgen warten.

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Nach dem Essen setzen wir uns noch ein bisschen nach draußen und Sam und Jonas aus Dänemark singen wieder ein paar Lieder mit der Ukulele. Die Texte sind mal wieder spontan erfunden und stammen von den Etiketten vom schwarzen Pfeffer und Essig. Wir lachen uns alle kaputt.

Bis Morgen!

Alles Liebe

Rina

2 Kommentare

  1. Petra Janke
    18. September 2016 / 17:12

    Wunderschöne fotos! Beeindruckend auch wen man so trifft und alle haben so ihre probleme! Ich hoffe, es gibt einem so ein bisschen das Gefühl von geteiltem Leid und geteilter Freude, oder? Schön, dass du es such geniessen kannst.

    • Rina
      Autor
      19. September 2016 / 15:14

      Genau so ist es. Ich genieße die gemeinsamen Abende sehr. Aber ich mag es auch tagsüber allein zu wandern, um die Schönheiten der Natur nicht zu verpassen, während ich versuche, den anderen hinterher zu hechten.

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