Die Via Baltica – Von Lübeck nach Bad Oldesloe

Die Via Baltica – Von Lübeck nach Bad Oldesloe

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Es ist Sommer. Und das bedeutet, dass ich zwischen 5:00 und 5:30 Uhr heute Morgen aufwache. Ich weiß nicht warum. Ich glaube auch nicht, dass es letztes Jahr so gewesen ist. Aber dieses Jahr ist es so: zwischen 5:00 und 5:30 Uhr wache ich jeden Morgen auf. Und dabei ist es egal, wann ich abends ins Bett gegangen bin. Also startet auch dieser Tag früh.

Ich packe meinen Rucksack und laufe durch die Lübecker Innenstadt, die komplett leer gefegt ist. Ich suche nach gelben Pfeilen, die ich aber nicht finde. Schade eigentlich. Einige Hunderte Meter weiter dann finde ich den ersten Hinweis. Eine gelbe Muschel auf blauem Hintergrund mit einem Pfeil daneben, der mir den Weg weist.

Der Weg aus Lübeck heraus erweist sich allerdings als etwas kompliziert. Eine Brücke wird saniert und so kann ich den gewohnten Jakobsweg nicht gehen. Leider steht aber am Ende Anfang des Weges kein Schild, sondern erst am Ende. Das bedeutet, dass ich den ganzen Weg noch einmal zurückgehen darf um dann außen herumzugehen. Ich bin genervt, da ich heute schon noch genug Kilometer gehen muss, will ich möglichst wenig Umwege gehen.

Nach etlichen Seitenstraßen und einem Industriegebiet komme ich dann wieder an die Trave, an der ich einige Kilometer entlang laufe. Auf dem Weg kommt mir eine junge Frau entgegen, die joggt. Sie sieht meiner Schwester Carolin verblüffend ähnlich. Mit ihr hatte ich am Vorabend telefoniert. Sie war ganz neugierig, was ich zu berichten habe, da sie eine Zeit lang in Lübeck gelebt hat. Sie konnte anhand meiner Erzählungen genau meine Wege nachvollziehen und hat sich sehr darüber gefreut.

Als ich endlich wieder auf dem richtigen Weg bin, werde ich wieder entspannter. Ich sinniere darüber, dass es vielleicht wirklich gut ist, einen Plan im Leben zu haben oder zumindest ein Ziel, auf das man hin arbeitet. Das gibt Sicherheit!

Als ich die Trave und deren moorige Ufer verlasse, laufe ich durch eine Wohngegend. Dieser Abschnitt scheint nicht enden zu wollen und endet dann doch mit der Unterquerung der Autobahn A1.

Ich laufe jetzt seit gut 2,5 Stunden und möchte endlich eine Pause machen. Derzeit laufe ich an etlichen Feldern vorbei und suche verzweifelt nach einer Parkbank. Aber es kommt keine. Also laufe ich noch 1 Stunde weiter, bis ich endlich in Klein Wesenberg an der Kirche ankomme. Dort haben sie scheinbar schon auf mich gewartet und laden mich ein, Pause zu machen. Das Angebot nehme ich sehr gerne an!

Ich esse meine Sandwiches, die ich mir am Morgen geschmiert habe, Tape mir meine Füße an den Stellen, die noch nachgebessert werden müssen und höre den Vögeln beim Gesang zu. Dann gehe ich weiter.

In Reinfeld angekommen, wo ich die Etappe ursprünglich beenden wollte, mich dann aber entschlossen habe dort Mittag zu essen, treffe ich auf ein Ehepaar. Sie bleiben bei ihrem Spaziergang immer wieder stehen und zeigen in die Gegend. Er sieht aus, als wolle er auf mich warten. Und so ist es auch. Als ich die beiden erreiche, fragen sie mich, ‚ob ich auf dem Jakobsweg unterwegs sei‘ und entdecken meine Muschel am Rucksack, womit sie sich Ihre Frage dann selbst beantworten. Sie selbst sind auch schon auf dem Jakobsweg, der Via Baltica gelaufen. Von Lübeck nach Reinfeld sind sie gegangen und waren erstaunt, dass ich heute bis nach Bad Oldesloe gehen will. Wir unterhalten uns ein bisschen, bis sich unsere Wege trennen. Die beiden wünschen mir Buen Camino und ich ihn noch einen schönen Tag.

Da in Reinfeld sämtliche Lokale an denen ich vorbei komme geschlossen sind, lasse ich das Mittagessen ausfallen und laufe einfach weiter. Großen Hunger habe ich eh nicht.

Die letzten 6 km sind schlimm. Ich kann nicht mehr, mir tut die Hüfte weh und meine Fußsohlen fangen an zu brennen. Immerhin habe ich bisher keine Blase. Als ich denke, ich kann nicht mehr weiterlaufen, begegnet mir ein Mann. Er bewundert mein Gepäck und fragt, ‚wie lange ich schon unterwegs sei heute‘. Ich antworte, dass ich in der Jakobi Kirche in Lübeck losgelaufen bin und er reißt die Augen auf. Er fragt, ‚wie viele Kilometer das seien‘ und ich antworte ‚knapp 30 km‘. „Und sie laufen bis Bad Oldesloe? Na dann haben sie es ja bald geschafft!“ sagt er zu mir und dieser Satz macht mir wieder Mut.

Als ich endlich in der Jugendherberge ankomme, bin ich erleichtert. Ich gehe duschen, wasche meine Sachen, hänge sie in die Sonne zum Trocknen und lege mich dann ins Bett, ich bin müde! Da es schon recht spät ist, gönne ich mir 1 Stunde Schlaf. Ich habe Probleme einzuschlafen, da mir die Hüfte weh tut. Diese Schmerzen hatte ich ganz vergessen…

Im Halbschlaf fällt mir ein, dass ich noch in Nahe bei Pastor Wolf anrufen muss, um mir ein Bett für die nächste Nacht zu organisieren. Ich rufe ihn schnell an und erreiche ihn auch sofort. Morgen kann ich dort übernachten. Nach dem Schläfchen geht es mir besser, aber ich habe Hunger. Also gehe ich zu dem Italiener den ich mir im Vorfeld rausgesucht hatte und esse dort eine Pizza ohne Käse.

„Sind die Bruschetta ohne Parmesan?“ frage ich die Kellnerin. „Ja, das sind sie“ ist ihre Antwort. Na ja, ganz unrecht hatte sie jetzt nicht, aber auf dem Salatbouquet in der Mitte ist eindeutig Parmesan. Da die Bruschetta aber ohne sind, esse ich drum herum.

Nach dem Essen gehe ich noch ein kleines Ründchen durch die Innenstadt und dann zurück in die Jugendherberge. Gegen halb 10 lege ich mich ziemlich müde ins Bett und daddel noch ein bisschen am Handy, bevor ich einschlafe.

Alles Liebe

Rina

2 Kommentare

  1. Petra Janke
    19. Juni 2017 / 17:53

    Das klingt wirklich nach einem sehr anstrengenden Tag, aber du hast es geschafft!! Die Bilder sind wunderschön!
    Ich wünsche dir eine erholsame Nacht und einen etwas weniger anstrengenden Marsch heute.?

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